Pansexualität > Meldung

News & Meldungen

Rechtelosigkeit führt zu psychischen Beeinträchtigungen

Im American Journal of Public Health wurde eine Studie veröffentlicht, die aufzeigt, dass die staatliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen offenbar die seelische Gesundheit der betreffenden Paare fördern kann. Vergleichen wurde das Ausmaß an psychischer Belastung zwischen heterosexuellen, homosexuellen und bisexuellen Personen, die verheiratet waren, sich in einer registrierten Lebensgemeinschaft befanden oder in einer Partnerschaft ohne Heirat oder Registrierung lebten.

 

Im Ergebnis zeigte sich, dass lesbische, schwule und bisexuelle Personen, die verheiratet waren oder in sich in einer registrierten Lebensgemeinschaft befanden, signifikant weniger psychisch belastet und beeinträchtigt waren als schwule , lesbische und bisexuelle Personen, die in einer Beziehung ohne offiziell anerkannten Status lebten. Das gleiche galt für heterosexuelle Personen. In der Reihenfolge des Belastungsgrades hatten verheiratete heterosexuelle Personen die geringste Stressbelastung, während nicht verheiratete und nicht in einer Lebensgemeinschaft registrierte homosexuelle und bisexuelle Personen die höchste Stressbelastung aufwiesen.

 

Die Befunde sprechen dafür, dass die Frage nach der Gleichberechtigung homosexueller und bisexueller Beziehungen auch eine Frage des Gesundheitsschutzes ist. Die Sachlage, dass Heterosexuelle weniger belastet waren als Homosexuelle und Bisexuelle, selbst wenn jene in einer staatlich anerkannten Beziehung leben,  weist dabei aber auf trotz staatlicher Aberkennung nach wie vor wirksame Ausgrenzungs- und Diskriminierungsprozesse hin. Tatsächlich ist allein die Sachlage, dass Gegner gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ihren Standpunkt vertreten, für homosexuelle und bisexuelle Menschen eine Diskriminierungserfahrung und insofern ein Stressor, der ihre seelische Gesundheit beeinträchtigen mag. Denn gegen ihre Gleichberechtigung gerichtete Argumentationen und Agitationen können von schwulen, lesbischen und bisexuellen Menschen nur als Angriff auf ihre Menschenwürde verstanden werden.

 

Es wurde in dieser Studie kein Unterschied zwischen der Ehe und registrierten Lebenspartnerschaften gefunden. Umabhängig von den Auswirkungen auf die seelische Gesundheit, spricht aber der Grundsatz der Gleichbehandlung und der vollen Gewährleistung der Menschenwürde dafür, dass staatlicherseits für homosexuelle und bisexuelle Personen und ihre Partnerschaftem nicht nur eine registrierte Lebenspartnerschaft, sondern das volle Eherecht angeboten wird. 

 

Nach Untersuchungen sind Bisexuelle in noch höherem Ausmaß von psychischer Belastung betroffen als Homosexuelle, was aller Wahrscheinlichkeit nach an der noch geringeren gesellschaftlichen Sichtbarkeit von Bisexualität liegt. Während Schwule und Lesben ein in aufgeklärten Gesellschaften wachsendes Ausmaß an Akzeptanz erhalten, werden Lage und besondere Bedürfnisse von Bisexuellen deutlich weniger berücksichtigt. Insofern sehen sich Bisexuelle selbst im unmittelbaren Umfeld häufiger Ausgrenzungen und Zurücksetzungen ausgesetzt als dies für schwule und lesbische Personen der Fall ist. Zudem zeigten Studien, dass die Verheimlichung der Bisexualität, die derzeit gesellschaftlich weiterhin gefördert wird, die seelische Gesundheit der betroffenen Menschen schädigt. 

 

Deutlich wird, dass eine pansexuell orientierte Gesellschaft, die im Sinne der weiten Begriffsauslegung, eine Akzeptanz gegenüber den verschiedensten geschlechtlichen und sexuellen Identitäten und Orientierungen zeigt, am besten geeignet wäre, um die seelische Gesundheit aller ihrer Mitglieder zu fördern. Während in westlichen Industrieländern, in Lateinamerika und teilweise auch in Asien zunehmend Fortschritte in Richtung einer pansexuellen Gesellschaft gemacht werden, ist die Situation in weiten Teilen Afrikas, im arabischen Raum und in Russland für Menschen katastrophal, deren Orientierung und Streben nicht mit der heterosexuellen Mainstream-Norm übereinstimmt.

 

Der Kampf um die volle Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ist übergeordnet ein Kampf für eine stärker pansexuelle ausgerichtete Gesellschaft und ebenso ein Kampf für eine verbesserte seelische Gesundheit aller Gesellschaftsmitglieder. Jedoch wird diese Auseinandersetzung selbst dann nicht ruhen können, wenn universal gleichgeschlechtliche Eherechte gewährleistet sind, da ebenso die Lebens- und Liebesbedürfnisse von Menschen zu berücksichtigen sind, die sich außerhalb traditioneller Zweierbeziehungen in Mehrpersonen- oder polyamorösen Beziehungskonstellationen bewegen.  Auch ihre Liebe benötigt gesellschaftliche Anerkennung. 

Zurück